Coopzeitung: Welche Jugenderinnerungen an Ihre Idole kommen hoch, wenn Sie wie heute nach dem Soundcheck von Fans umringt sind?
Beatrice Egli: Als Teenager konnte ich mit meiner Mutter einmal zur «Schlagerparade» nach München fahren. Als Michelle die Bühne betrat, habe ich vor Aufregung mega geweint. Ich war jedoch nie nur auf einen Star oder Stil fixiert. Ich stand auch auf Britney Spears. In meinem Jahrgang war ich aber vermutlich die einzige Schülerin, die neben Pop Schlager gehört hat.
Woher kommt das?
Ich bin mit Schlager aufgewachsen und habe mich mit Schlager über den ersten Liebeskummer hinweg-getröstet. Obwohl ich auf meinem iPod auch viele englische Songs habe, singe ich bis heute lieber deutsche Lieder, weil ich da nicht übersetzen muss. Sie passen irgendwie besser zu mir, kommen direkt aus meinem Herzen. Das bin einfach ich.
Das spürt man, während bei Helene Fischer vor allem die Freude an der grossen Show ins Auge springt.
Das kann ich nicht beurteilen. Aber dank tollen Künstlerinnen wie ihr und Andrea Berg hat der Schlager überhaupt überlebt. Ohne sie hätte «Deutschland sucht den Superstar» kaum ein neues generationenübergreifendes Schlagerfieber auslösen können. Manchmal kommen Mütter zu mir, die erzählen, wie toll es ist, dass sie wieder einen besseren Draht zu ihren Töchtern haben, weil beide für meine Musik schwärmen und wieder gemeinsam etwas unternehmen – sie besuchen meine Konzerte.
Ihre CD «Glücksgefühle» wirkt überzeugend. Wurde sie nicht unter extremem Zeitdruck produziert?
Doch, aber Dieter Bohlen hat einfach das Gespür für Hits, und da er mich durch die DSDS-Staffel so gut kannte, hatte ich das Vertrauen, dass er weiss, was zu mir passt. Ich mag auch seine direkte Art, genau zu sagen, was er denkt und was er will. Andere stösst dies vor den Kopf. Ich schätze es, wenn ich weiss, woran ich bin und was ich zu tun habe. Gleichzeitig kann Dieter ja sehr, sehr herzlich sein.
Die meisten Schlager handeln von Träumen, die sich realisieren oder die zerbrechen. Kennen Sie beides?
Mit meinen 25 Jahren habe ich noch keine riesige Erfahrung, aber es gehört zum Leben, dass man neue Menschen kennenlernt und Beziehungen auseinandergehen. Ausserdem haben mir meine Eltern beigebracht, dass es keine Schande ist, hinzufallen – man darf nur nicht liegen bleiben.
Hat Ihre bodenständige Art auch damit zu tun, dass sich Ihr Traum erst auf Umwegen erfüllt hat?
Die Bodenständigkeit liegt sicher in der Familie. Ich wollte zwar schon immer Sängerin werden, aber mein Vater sagte: «Zuerst machst du eine richtige Lehre!» So lernte ich Coiffeuse. Als ich volljährig wurde, zog ich nach Hamburg, um über das Schauspielhandwerk mehr Sicherheit auf der Bühne zu gewinnen.
Was unterscheidet die Konzerte im Herbst von der aktuellen DSDS-Tournee?
Momentan bin ich mit Halbplayback und vier Tänzern unterwegs, ab Oktober zwei Monate lang zum ersten Mal überhaupt solo als Hauptact und mit einer Live-Band. Davor habe ich grossen Respekt, freue mich aber riesig auf die Auftritte und das Publikum in über 30 verschiedenen Städten.
Wie oft sind Sie noch in der Schweiz?
Etwa zwei Tage pro Woche.Das reicht gerade, um mich um Wäsche, Haushalt und Fanpost zu kümmern. Aber ich beklage mich nicht. Wenn ich gefragt werde, ob mein Leben als Sängerin nicht megastressig sei, antworte ich, dass ich ja immer von genau diesem Leben träumte. Richtig Stress hatte ich, als ich während meiner Lehre über Mittag im «heisse Egge» der Metzgerei meiner Eltern aushalf.
Der 1. August steht vor der Türe. Wie wird er in Ihrer Familie traditionell begangen?
Bei uns bedeutet er in erster Linie sehr viel Arbeit, weil die ganze Schweiz am Grillieren ist …
Wo feiern Sie dieses Jahr?
Ich darf zu Hause sein, werde aber sicher auch meinen Eltern beim Catering helfen.
Kommt da vielleicht jemand nicht nur in den Genuss von Fleisch und Würsten, sondern auch von «Mein Herz»?
Nein, ich werde nur bei den Vorbereitungen in der Metzg helfen, sonst wird es doppelt stressig!