Neben Facebook gehört auch das Online-Karrierenetzwerk «Xing» für viele Schweizer bereits zum Alltag. Lange weitgehend unbekannt blieb hierzulande hingegen der amerikanische Konkurrent «LinkedIn», dessen Service derzeit 225 Millionen Mitglieder weltweit nutzen. Zum Vergleich: Die Hamburger Plattform «Xing» zählt aktuell 13 Millionen Nutzer.
Im deutschsprachigen Raum liegt «Xing» noch vor «LinkedIn». Jetzt bläst «LinkedIn» gegenüber dem Regional-Marktführer allerdings zur Aufholjagd. In den vergangenen zehn Monaten stieg die Kundenzahl nach eigenen Angaben um ein sattes Drittel auf rund vier Millionen. Konkurrent «Xing» ist mit 6,5 Millionen Mitgliedern zwar immer noch deutlich vorne, doch kamen im letzten Quartal nur gut 200'000 neue User hinzu. Etwa ein Drittel der Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz greifen mit mobilen Geräten auf die Konten zu.
Frauen nutzen die Business-Netzwerke deutlich häufiger als Männer. Nach einer Umfrage des deutschen Meinungsforschungsinstituts Forsa wollen 55 Prozent der Frauen Stellenangebote über diesen Weg bekommen, während es bei den Männern lediglich 44 Prozent sind. 88 Prozent der netzwerkaffinen Frauen und 79 Prozent der Männer hatten damit dann auch Erfolg. Kein Wunder, dass es unter diesen Vorzeichen reine Frauen-Services gibt. In der Schweiz kümmert sich beispielsweise «Femvision» um die Belange der ausschliesslich weiblichen Kundschaft. Stadtbewohner sind zudem häufiger anzutreffen als die ländliche Bevölkerung.
Nach der kostenlosen Registrierung kann der Nutzer ein Profil mit Lebenslauf anlegen und neue Kontakte knüpfen, aber auch andere Mitglieder empfehlen. Bei «Xing» kann man darüber hinaus private Daten anlegen. Ein Veranstaltungskalender lässt sich thematisch und regional personalisieren, zudem steht ein persönlicher Terminkalender zur Verfügung. Zusatzfeatures wie die erweiterte Suche oder Informationen über die Profilbesucher gibts in Form eines Premium-Dienstes gegen einen Aufpreis.
Der Vorteil solcher Netzwerke ist, dass die Personalabteilungen auch Kandidatenprofile von Arbeitskräften anschauen können, die zumindest aktuell nicht aktiv auf Stellensuche sind. Unternehmen können somit nicht nur aus den Bewerbungsdossiers auf dem Tisch auswählen, sondern zusätzlich aus der Masse der sogenannten latent Stellensuchenden. Diese machen laut Experten etwa das Dreifache derer aus, die sich aktiv um einen neuen Job bemühen.
Wer sich im sozialen Berufsnetzwerk präsentieren möchte, muss sich zuerst Gedanken um die eigenen Ziele machen. Wer international agieren möchte, kommt an «LinkedIn» nicht vorbei. Wer nur im deutschsprachigen Raum sucht, liegt bei «Xing» richtig. Auf Nummer sicher geht, wer sich bei beiden Plattformen anmeldet. Das heisst allerdings: Die Nutzer müssten zwei Profile pflegen, was viel Zeit kostet.
Einige Experten sehen am Horizont schwarze Wolken für die deutschen Netzwerker aufziehen. Die Gerüchte über eine bevorstehende Übernahme von «Xing» durch «LinkedIn» halten sich hartnäckig. Insider gehen davon aus, dass es in Zukunft nur Platz für einen Wettbewerber geben wird. Dabei dürften die Amerikaner in einer globalisierten Welt durch ihre internationale Ausrichtung derzeit die besseren Karten besitzen.