Und ob! Die Sonne ist die Basis unseres Seins. Ohne sie gäbe es uns nicht, wäre Leben in der uns bekannten Form auf der Erde nicht möglich. Sie bestimmt alles, vom Klima auf den Kontinenten bis hin zu den mikrochemischen Prozessen in unserem Hirn. Scheint die Sonne, steigt unsere Laune und der Glaceverkäufer frohlockt, ist es dunkel und grau, verfallen wir eher negativen Stimmungen. Was natürlich das Reisebüro freut, das mit Reiseangeboten an sonnige Destinationen lockt.
Die Sonne macht das Wetter
Dabei ist es einem glücklichen Umstand zu verdanken, dass unser Lebensspender derart weit von uns
entfernt ist. Mit einer Oberflächentemperatur von rund 6000 Grad ist ein gewisser Abstand durchaus angebracht. Doch das, was an Strahlung und damit Licht nach einem Weg von rund 8,5 Minuten auf der Erde ankommt, sorgt für Leben: Die Pflanzen brauchen das Licht, um zu gedeihen, die Tiere brauchen die Pflanzen als Nahrungsquelle und wir können ohne Pflanzen und Tiere gar nicht erst existieren. Allerdings profitieren nicht alle im gleichen Mass von der Sonne. Für die Pflanzen beispielsweise ist die UV-Strahlung besonders wichtig, derweil diese bei uns Sonnenbrand verursacht und sogar ernsthaft krank machen kann. Aber das ist längst nicht alles: Die Sonne sorgt auch dafür, dass das Wasser in den Meeren verdunstet. Das führt zur Wolkenbildung und damit auch zum Regen. Sprich, die Sonne macht auch das Wetter.
Dabei besteht sie nur aus heissem Gas. Trotzdem wiegt sie mehr als 300 000-mal so viel wie die Erde. Entsprechend sind die Grössenverhältnisse: Wäre die Sonne ein Fussball, wäre die Erde daneben ein Stecknadelkopf. Allerdings hat alles ein Ende, auch die Sonne. Wenn sie ihre eigene Energie aufgebraucht hat, wird sie sich zu einem sogenannten «roten Riesen» aufblähen und dann zu einem «weissen Zwerg» schrumpfen und endgültig erlöschen. Allerdings nicht ohne vorher die Erde zu verglühen. Die Chance, dass wir das erleben, ist allerdings gleich null. Aktuell geht die Wissenschaft davon aus, dass unsere Sonne 4,5 Milliarden Jahre alt ist. Zum «weissen Zwerg» und damit erlöschen wird sie im Alter von 12,5 Milliarden Jahren.
Sonne als Selbstverständlichkeit
Bis dahin wird die Sonne weiterhin eine Hauptrolle in unserem Leben spielen. Und das hinweg über alle Grenzen und Zeiten: Kaum ein Volk, das nicht Feste und Bräuche zelebriert, die mit der Sonne in Verbindung stehen. Und kaum eine Kinderzeichnung, die ohne lachende Sonne am oberen Bildrand auskommt. Ganz zu schweigen davon, dass Sonnenuntergänge zu den meistfotografierten Sujets überhaupt gehören. Bei all dem wird die Sonne so selbstverständlich wahrgenommen, dass ihre Wichtigkeit oft in Vergessenheit gerät. Wir haben deshalb verschiedene Fachpersonen, vom Biologen über den Solartechniker und die Psychologin bis zur Astrophysikerin gefragt: «Warum ist die Sonne so wichtig?». Herausgekommen ist ein spannendes Porträt über den Stern, der unser Leben von A–Z bestimmt. Aber lesen Sie selbst.
Wenn wir heute jemanden als «Sonnenanbeter» bezeichnen, verstehen wir darunter keinen religiösen Menschen. In vielen Mythologien wird die Sonne aber als Gott verehrt. Die Sonne wurde in vielen antiken Hochkulturen personifiziert und als Gottheit verehrt. Dass diese oftmals als Hauptgottheit galt, zeigt die Macht und Kraft der Sonne. Der Name der Gottheiten bedeutet in den jeweiligen Sprachen oft einfach «Sonne».
Surya, Helios und Apollon
Im alten Ägypten hiess der Sonnengott Re oder auch Ra und war der wichtigste altägyptische Gott. Seine Kraft machte das Leben auf der Erde erst möglich. Sein Kultgegenstand war der Obelisk. Im Hinduismus heisst der Sonnengott Surya. Die aus dem Yoga bekannte Haltungsabfolge «Sonnengruss» (vgl. Link S. 18) heisst auf Sanskrit Surya Namaskara und bedeutet etwa «Ehre sei dir, Sonne». Der griechische Gott Helios wurde wegen seiner Macht oft mit Zeus gleichgesetzt, seines Zeichens der Göttervater. Später wurde bei den Griechen wie auch den Römern Phoibos Apollon als Sonnengott verehrt. Phoibos bedeutet auf Griechisch «der Leuchtende». Der Koloss von Rhodos war eine rund 30 Meter hohe Bronzestatue des Helios mit Strahlenkrone. Bei den Azteken war Huitzilopochtli, der Gott der Sonne und des Krieges, ebenfalls Hauptgott. Als Schuldzahlungen an die Götter opferten die Azteken ihre Kriegsgefangenen. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass die Sonne jeden Morgen erneut aufging. Auch in der chinesischen und japanischen Mythologie sind Sonnengottheiten bekannt.
Männlich und weiblich
In vielen Kulturen ist der Sonnengott männlich, in der nordischen Mythologie hingegen weiblich. Im Altnordischen heisst die Göttin Sól, im Althochdeutschen und Altsächsischen Sunna.
Mit Ross und Wagen
Ein in der Mythologie oft verwendetes Bild ist der Sonnenwagen, den die Sonnengottheit lenkt und der – je nach Religion – von unterschiedlich vielen Pferden über den Himmel gezogen wird. Die germanische Sonnengöttin lenkt deren zwei, der griechische Helios hat vier und der indische Surya gar sieben Pferde, die für die sieben Wochentage stehen. Obschon wir in unserer Kultur die Sonne nicht mehr als Gottheit verehren, richtet sich unsere Zeitrechnung nach ihr. Sie bestimmt nicht nur unseren Tagesablauf, auch unser Jahr mit 365 Tagen ist nach ihr ausgerichtet und wird entsprechend als Sonnenjahr bezeichnet.