Coopzeitung: Wie feiern Sie Weihnachten?
Weihnachten ist für mich ein Familienfest, meistens lustig und schön. Dieses Jahr bin ich aber im Ausland und mache Ferien, da werde ich gar nicht feiern.
Sie haben keine Auftritte über die Festtage?
Nein, ich habe frei. Für mich ist es eine Funktion von Feiertagen wie Weihnachten, den normalen Alltag zu durchbrechen. Und wenn dieser Feiertag einen religiösen Grund hat, ist es halt so. Ich bin ja Atheist, deshalb sagt mir der religiöse Hintergrund nichts.
Kurz danach, ab 7. Januar, läuft auf SRF «Der Bestatter». Sind Sie vor der Erstausstrahlung nervös?
Gespannt schon, ja. Man fragt sich halt, wie die zweite Staffel ankommt, ob es den Leuten gefällt, ob funktioniert, was wir erreichen wollen – wobei Staffel bei sechs Folgen ein etwas grosses Wort ist.
Schauen Sie sich die Folgen im TV an?
Hm … vielleicht. Ich weiss es noch nicht ... ja, ja, vemutlich dann schon.
Haben Sie sie schon gesehen?
Ja, und ich muss sagen: Ich bin sehr zufrieden damit.
Der Bestatter spielt in einem sensiblen Themenumfeld: rund um den Tod. Erschwert das Ihre Arbeit?
Das macht es für mich interessanter. Es sind ja immer emotional aufgeladene Situationen, wenn Trauernde zum Bestatter kommen oder wenn der Bestatter eine Leiche abholt; das muss man beim Spielen spüren.
Das heisst, beim Drehen herrschte dauernd eine betretene Stimmung.
Nein, überhaupt nicht. Das Arbeiten fällt immer leichter, wenn man es lustig hat. Aber man kann nicht die ganze Zeit rumblödeln. Wenn man für einen 58-minütigen Film elf Drehtage zur Verfügung hat, dann gibt es Situationen, in denen man gerade als Hauptdarsteller auch mal aufs Maul sitzen und sagen muss: So, jetzt gehen wir an die Säcke, jetzt wird nicht «umegöigglet».
Wie gehen Sie denn als Atheist mit dem Tod um?
Schlecht! Schauen Sie: In einer christlichen oder überhaupt einer religiösen Gesellschaft gibt es über eine lange Zeit gewachsene, anerkannte Vorstellungen und Riten zum Umgang mit dem Tod. Diese Verarbeitungsformen stehen mir als Atheist nicht zur Verfügung. Der Tod ist für alle etwas Unfassbares, etwas Schwieriges.
Erleichtern diese Riten den Umgang mit dem Tod?
Ich weiss nicht … Man kann diese Riten auch ganz schlecht behandeln. Und ich habe schon viele Beerdigungen gesehen, wo ich einigermassen entsetzt war über den Pfarrer. Ich denke, dass auch Menschen, die an Gott glauben, nicht wirklich erfreut sind über einen Geistlichen, der bei einer Beerdigung ständig davon redet, wie toll dieser Herrgott ist – und dabei liegt da gerade eine tote, 35-jährige Frau.
Wie müsste denn eine Trauerfeier ihres Erachtens ablaufen?
Ich habe da keine klaren Vorstellungen. Ich habe auch schon an einer Trauerfeier ohne Pfarrer eine Rede gehalten. Da versammelt man sich, um sich gemeinsam von einer Person zu verabschieden – obwohl man realistischerweise sagen muss: Der Tote ist tot, der Abschied ist ja schon gelaufen. Und dann nähert man sich halt doch wieder dem Ablauf einer christlichen Trauerfeier.
Themenwechel: In der Liste der beliebtesten Schweizer TV-Gesichter landeten Sie im Oktober auf Platz 4.
Ich finde solche Rankings generell etwas schwierig. Doch wenn man auf dem 4. Platz landet, kann man sich nicht beklagen. Da denkt man dann halt: Oh, das ist cool. Man macht diesen Beruf ja nicht, weil man uneitel ist.
Dummerweise lagen Sie zwei Ränge hinter Viktor Giacobbo. Fuchst Sie das?
So etwas ist für uns Anlass zum Frotzeln. Ich mache ja wahnsinnig gerne Fernsehen. Und solange ich da Sachen machen kann, bei denen ich denke, dass ich meine Stärken ausspielen kann und mich nicht verbiegen muss, finde ich das super. Da lasse ich Viktor gerne den Vortritt.
Welche Ihrer «Giacobbo/Müller»-Figuren spielen Sie am liebsten?
Das ist eine Frage, die sich irgendwie gar nicht stellt. Ich spiele die Figur am liebsten, die ich am besten mit einem Thema verbinden kann, ohne dass ich einen Krampf drehen muss. Gut, es kommt noch etwas auf die Umstände an: Wenn ich müde bin, spiele ich natürlich lieber eine Figur, die wenig Maske braucht.
Welche ist Ihnen am sympathischsten?
Es ist ja alles auf der kurzen Seite. Das ist nicht wie beim Bestatter, wo ich bei den Dreharbeiten vier Monate lang Anzug mit Hemd und Krawatte montiert und entsprechend warm bis heiss hatte. Da gab es nur ganz wenige Szenen, in denen der Bestatter privat war und die Ärmel hochgekrempelt hatte – was ich im Übrigen beim Drehen im Sommer sehr geschätzt habe.
Wie viele Sketches schreiben Sie und Viktor Giacobbo selber?
Die Sketches schreiben wir alle selber.
Wer ist wir?
Viktor, unser Headwriter Domenico Blass oder ich. Auch im Live-Teil, wo wir am Tisch auf der Bühne sitzen, ist die Hälfte von uns drei. Aber allein könnten wir das Ganze nicht stemmen. Deshalb haben auch noch drei Inputter und einen Autorenpool.
In welchem Zeitraster läuft die Vorbereitung der Sendung?
Am Donnerstag schauen wir jeweils, welches die grossen Themenblöcke sind, aus denen wir etwas machen können. Und aufgrund dieser Sitzung geht dann ein Mail an alle Pointen-Schreiber, auch an uns. Die Pointenschreiber können dann bis Samstagmittag ihre Ideen eingeben.
Und wer entscheidet letztendlich, was wie in die Sendung kommt und was nicht.
Victor, Domenico und ich. Ich weiss, das ist sehr egoistisch, aber wenn die Sendung schon unsere Namen trägt ... Viktor, unser Headwriter Domenico Blass oder ich. Auch im Live-Teil, wo wir am Tisch auf der Bühne sitzen, ist die Hälfte von uns drei. Aber allein könnten wir das Ganze nicht stemmen. Deshalb haben auch noch drei Inputter und einen Autorenpool.
In welchem Zeitraster läuft die Vorbereitung der Sendung?
Am Donnerstag schauen wir jeweils, welches die grossen Themenblöcke sind, aus denen wir etwas machen können. Und aufgrund dieser Sitzung geht dann ein Mail an alle Pointen-Schreiber, auch an uns. Die Pointenschreiber können dann bis Samstagmittag ihre Ideen eingeben.
Und wer entscheidet letztendlich, was wie in die Sendung kommt und was nicht.
Victor, Domenico und ich. Ich weiss, das ist sehr egoistisch, aber wenn die Sendung schon unsere Namen trägt ...
Giacobbo/Müller ist ein satirischer Wochenrückblick. Da müssen Sie wissen, was aktuell läuft. Sind Sie ein News-Junkie?
Sagen wirs so: Seit ich diese Sendung mache, habe ich eine noch bessere Begründung, warum ich jeden Tag so lange Zeitung lese. Aber im Prinzip mache ich das einfach sehr gerne. Drei Tageszeitungen sind das Mindeste. Jetzt mache ich das noch spezifischer und mit anderem Blick. Man hat immer die Frage im Hinterkopf, was sich für die Sendung eignen könnte. Ich lese aber oft auch ausländische Zeitungen – obwohl mir das nichts nützt: Wenn man in der Schweiz Satire macht, ist das immer Innenpolitik. Twitter finde ich auch etwas Interessantes, weil man vielen Journalisten followed, die auf Artikel hinweisen – die schaue ich mir dann online an.