Minergie verlangt heute weit mehr als eine gut isolierte Gebäudehülle. Entscheidend ist die Gesamtenergiebilanz. In Rickenbach TG entsteht derzeit das erste Coop-Gebäude nach diesen neuen, strengeren Spielregeln. Das provisorische Minergie-Zertifikat hat das neue Coop Bau + Hobby-Gebäude bereits erhalten. «Das bestätigt, dass die Planung vollumfänglich den Minergie-Richtlinien entspricht», erklärt Christine Clapasson (30), Leiterin der Coop-Fachstelle Energie/CO2. «Das definitive Zertifikat erhalten wir, wenn der Bau im April 2018 fertig ist».
Dann darf Coop für sich in Anspruch nehmen, nicht nur mehr als 400 Bauten nach dem Minergie-Standard zu betreiben, sondern auch das erste Coop-Gebäude, das den neuen, strengeren Minergie-Richtlinien entspricht, die seit Anfang 2017 gelten.
Zum Heizen (Grundlast) sowie fürs Warmwasser dürfen bei Neubauten keine fossilen Energieträger eingesetzt werden. Diese sind nur noch zur Abdeckung der Spitzen erlaubt. Coop betreibt in Rickenbach TG deshalb neu eine Holzschnitzel-Anlage mit Spitzendeckung Gas. Das Warmwasser wird mit Wärmepumpen hergestellt.
Um das Minergie-Zertifikat zu erhalten, wird neu nicht mehr nur der Wärmeverbrauch eines Gebäudes angeschaut, sondern auch der Gesamtenergieverbrauch. In die Berechnung miteinbezogen wird der Energieverbrauch von Heizung, Warmwasser, Beleuchtung, Geräten sowie die Stromproduktion der Photovoltaikanlage. Der Energieverbrauch darf im Verkauf pro Quadratmeter Fläche einen Wert von 120 Kilowattstunden (kWh) nicht überschreiten. Für Wohnbauten ist dieser Wert tiefer, nämlich 55 kWh pro Quadratmeter.
Minergie fordert in der Beleuchtung höchste Energieeffizienz. Deshalb installiert Coop zu 100 Prozent LED-Beleuchtung.
Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach mit Eigenstromnutzung ist bei Neubauten Pflicht. Die Anlage in Rickenbach mit ihren 2000 Quadratmetern Fläche produziert jährlich 325 000 Kilowattstunden Strom (das entspricht dem Verbrauch von 85 Haushalten). Dadurch erreicht das Gebäude einen errechneten Gesamtenergieverbrauch von nur noch 46 Kilowattstunden pro Quadratmeter Ladenfläche.
Ein Energie-Monitoring misst den Energieverbrauch der Verkaufsstelle, die Abwärmenutzung sowie die gewerbliche Kälte laufend. Unregelmässigkeiten und Mehrverbrauch werden so schneller erkannt und können korrigiert werden.